Wir Genealogen sind ja schon eine Sache für sich! Der eine oder andere ist vielleicht ein bisschen forsch, oder nicht ganz so enthusiastisch wenn Fragen auftauchen – manch einer einfach nur skuril. Natürlich gibt es in der Genealogie, wie ja bei fast jedem Hobby eine Gemeinschaft die auch ihre Regel und Gebräuche hat – die Genealogie Etikette!

Schütze die Privatsphäre deiner lebenden Verwandten

Wenn wir Genealogen beginnen die Familiengeschichte aufzuzeichnen steigert sich meistens die Begeisterung mehr und mehr über neue Daten und Fakten. Irgendwann wollen die meisten dann die Daten auch publizieren, anderen Forschern und der Familie zugänglich machen und übertragen ALLE Daten auf einen Internetservice oder die eigene Internetseite! Aber gerade in Zeiten von Identitätsdiepstahl ist die Veröffentlichung von persönlichen Daten, wie Geburtsdatum, Geburtsnamen und Ort definitiv ein Tabu. Das die Familie die persönlichen Daten dem Genealogen überlassen hat gibt ihm noch lange nicht das Recht diese Daten auch online zu veröffentlichen oder mit dem neuen Cousin 4. Grades zu tauschen.
Nachdem die Daten einmal öffentlich sind ist keinerlei Kontrolle mehr möglich und die Daten sind alles andere als privat!

Fast alle Genealogieprogramm bieten die Möglichkeit beim GEDCOM Export Filter zu setzen und die sensiblen Daten zu schützen. Wenn dies nicht möglich ist, lassen sich beim Import eigentlich immer noch Daten der letzten 100 Jahre ausblenden. Nutzen sie diese Möglichkeiten um genealogische Daten zu tauschen und schützen die Privatsphäre der Familie!

Danke anderen wenn ein Danke angebracht ist

Vielen Genealogen stecken viel Arbeit, Schweiss und Zeit in die Erforschung der Daten, Fakten, Geschichten der Familien und teilen dies alles gerne. Aber es gibt auch viel Missmut in der Genealogie, wenn Genealogen Daten tauschen und diese später auf einer “fremden” Internetseite wieder finden die keinerlei Hinweis auf die Quelle bzw. den Urheber der Daten gibt und somit die Forschung als die eigene ausgibt …
Es mag ja sein, dass es euere Familie, euer Stammbaum ist – aber es ist auch das Ergebnis einer Forschung eines Kollegen. Darum sollte man zu jeder kleinen Information Quellen und Ursprung der Daten angeben um zum einem dem Forscher seinen Respekt entgegen zu bringen, aber auch um sicher zu stellen das Daten reproduzierbar bleiben und ggf. bei Ergänzungen immer wieder auf die Quelle zurückgegriffen werden kann oder auch dem Forscher die Ergänzungen mitteilen zu können.

Ein Großteil der Genealogen ist einfach daran interessiert die Wahrheit zu finden und glaubt daran das Datenaustausch dem erreichen des Ziel nur behilflich sein kann. Danke einfach anderen wenn ein Danke angebracht ist.

Dokumentiere deine Forschungen

Wie können nur endlos lange Auflistungen von Quellen und Dokumenten der Forschung helfen?
Es macht einfach riesigen Spaß eine neue Linie im Stammbaum zu erforschen oder einen neuen Cousin x-ten Grades gefunden zu haben. Aber was ist zu tun, wenn die Daten des Cousin mit den eigenen Daten im Konflikt stehen – woher sollen wir wissen welchen Daten zu trauen ist? Wenn wir alle Daten und Fakten mit exakten Quellen und Dokumenten hinterlegen ist es wesentlich einfacher die Richtigkeit von Daten zu prüfen um wieder auf dem richtigen Pfad zu gelangen und mit dem Originaldokument ist die Richtigkeit der erforschten Daten zu 100% dokumentiert.

Mache deine Hausaufgabe bevor du nach Hilfe fragst

Nichts ist einfacher als in einem Forum oder mit einer Email direkt an einen Familienforscher ein Anfrage zu stellen und andere die Arbeit machen zu lassen!

Schon oft habe ich Anfragen wie diese erhalten:

Hallo,
ich habe auch NACHNAME in meinen Ahnen – könne sie mir sagen … xxx?

Um so mehr Fakten vorhanden sind und konkreter die Anfrage lautet um so eher finden sich bereitwillige Forscher die gerne helfen wollen.

Ein weiteres gutes Beispiel habe ich selber in meinem Anfängen erlebt. Es ist schwer die alte Schrift zu lesen und an harten Schriften weiter zu kommen, aber versuchen sollte man es. Was spricht dagegen etwas Vorarbeit zu leisten, den Teil den wir lesen können schonmal in Klartext zu schreiben und Forscher zu bitten die kniffligen Teile zu ergänzen. Sie werden es erleben, es finden sich mehr bereitwillige Helfer wenn wir selber Bereitschaft zeigen mit anzupacken!

Hüten Sie sich vor Vorurteilen und Leichen im Keller

Denken sie immer daran – nicht jeder freut sich darüber, dass Familiengeheimnisse oder Familienverbindungen aufgedeckt werden! Gerade einige ältere Generationen haben viel in ihrem Leben erlebt, wie zum Beispiel Krieg, Vertreibung und Kriegsverbrechen – daher möchten einige gar nicht erfahren dass z.B.: der nahe Verwandte in der SS war, oder vielleicht auch das der Onkel einige unehelich Kinder hatte …

Ein öffentliches Beispiel sind mit Sicherheit die Nachkommen des Thomas Jefferson (dritter Präsident der Vereinigten Staaten). Viele seiner direkten Nachkommen hatten viele Jahre lang ein Problem damit zu akzeptieren, dass Thomas Jefferson (oder einer seiner nahen Verwandten) ein Verhältnis mit der Sklavin Sally Hemmings hatte. Jahre lang wurde eine Verwandtschaft verneint, bis schliesslich ein DNA Test Klarheit schaffte und Sally Hemmingways Nachkommen mit der Jefferson Familie verband.

Genealogen sind meistens offen für jeglichen Familienkundlichen Wendungen in der Forschung, aber es gibt andere Familienmitglieder die vielleicht nicht mit solchen Informationen über die Wahrheit zurecht kommen, oder sehr sensibel an das Thema herangeführt werden müssen – seien sie darum vorsichtig mit den neue Informationen aus der Familiengeschichte und führen sie ihre Familie behutsam an Neuigkeiten heran.

Stelle deine Forschungsergebnisse interessant für andere dar

Genealogie ist wahnsinnig faszinieren für mich – aber für anderen irre langweilig! Jeder tauscht sich aber gerne über sein Hobby aus, seien sie also erfinderisch beim erzählen oder darstellen der eigenen Forschung. Kaum jemanden kann man mit einem Ausdruck von endlosen Kekule-Listen von Vorfahren hinter dem Ofen hervorlocken – wenn sie einen Gärtner in der Familie haben, versuchen sie lebendige Geschichten zu erzählen – vom Vorfahren der auch in der Landwirtschaft oder Gärtnerei tätig war und entfachen das Interesse. Denken sie daran, nichts ist uninteressanter als die Geschichte anderer …

Präsentationen, mit Bilder und Geschichten bringen die Betrachter dazu sich zu identifizieren und vielleicht an der Forschung mitwirken zu wollen!

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Irgendwie und irgendwo macht jeder mal Fehler – aber nichts ist schlimmer als einen Fehler nicht einzugestehen und an sich zu arbeiten. Wenn sie also einen Genealogie Etikette Fehler begangen haben, bessern sie aus und machen weiter …

Vielleicht gibt es noch viele wichtige Punkte für die Genealogie Etikette – lassen sie es mich wissen, denn niemand kann immer an alles denken :)

Many thanks to Cheryl Daly for the original idea “If Miss Manners did Genealogy …” at http://genealogy-software-review.toptenreviews.com/genealogy-mistakes.html